Energiewirtschaft gründet Interessen-
gemeinschaft: Stadtwerke packen gemeinsam mit Bürgerprojekten an
"So etwas hat es noch nie gegeben", sagt Kuno Werner von den Konstanzer Stadtwerken und strahlt mit seinen Mitstreitern um die Wette. Einig sind sich nahezu alle Beteiligten im Landkreis, dass es darum gehen müsse, beim Thema Windenergie die Wertschöpfungskette nicht reißen zu lassen. Sieben Versorgungsunternehmen im Landkreis Konstanz sowie das Bürgerunternehmen Solarcomplex und die Genossenschaft Bürger-Energie Bodensee haben deshalb eine Interessengemeinschaft zur gemeinsamen Windkraftnutzung im Landkreis gegründet. "Gemeinsamer Wille der Beteiligten ist es, mit Einbindung der Kommunen und der Bürger im Landkreis die potenziellen Windkraftstandorte zu nutzen", betont Thomas Isele von den Radolfzeller Stadtwerken. Derzeit warten die Partner der Interessengemeinschaft auf die Fertigstellung von Flächennutzungsplänen mit Ausweisung der Windkraftstandorte im Landkreis. "Aber das wird sich noch bis in das nächste Jahr hinziehen", ist der Steißlinger Bürgermeister Artur Ostermaier überzeugt.
Doch erst mit Ausweisung von Vorrangflächen für Windparks können die Projektpartner mit der Standortplanung anfangen. "Ein ganz wesentlicher Wunsch der Interessengemeinschaft ist es, dass die Bürger vor Ort, die auch die Anlagen in ihrem heimischen Umfeld sehen, davon auch wirtschaftlich profitieren können", betont der Engener Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Sartena. Dabei sei auch die Möglichkeit für eine finanzielle Beteiligung der Bürger vorgesehen.
Noch wichtiger sei den Projektpartnern allerdings die frühzeitige Einbindung der Bürger. In diesem Zuge will die Interessengemeinschaft in direkten Kontakt mit den Bürgern treten und die Projekte vorstellen, um auch die Akzeptanz in der breiten Bevölkerung zu bekommen. Deshalb wollen die Energieversorger ein möglichst transparentes Verfahren starten. Ziel sei es einerseits, geeignete Standorte für Windparks zu finden, statt einzelnen Investoren Raum zu lassen, die Landschaft zu verspargeln. Andererseits soll mit Hilfe der Interessengemeinschaft auch verhindert werden, dass der Ertrag der Windenergie aus der Region abfließt. "Uns geht es darum, die Regionalität in den Vordergrund zu stellen", so Ostermaier. Die Interessengemeinschaft biete dabei die Möglichkeit, die hohen Kosten aufzuteilen, die bei der Standortsuche entstehen. "Wir müssen viele Kriterien abprüfen", so Thüga-Geschäftsführer Jürgen Becker. Wichtig sei zunächst, die notwendigen Grenzabstände zu garantieren, die Emmissionsvorgaben in Sachen Lärm und Schlagschatten zu erfüllen und dann noch genügend Wind und die passende Infrastruktur um lange Leitungswege zu vermeiden zu finden. "Und zu guter Letzt müssen wir mit den Grundstücksbesitzern handelseinig werden", betont Becker.
Die Partner
Die Stadtwerke Konstanz, Stockach, Engen, Singen, Radolfzell, die Thüga-Energie GmbH, die Gemeindewerke Steißlingen, das Bürgerunternehmen Solarcomplex und die genossenschaft Bürger-Energie Bodensee haben die Interessengemeinschaft gegründet. Zur Gründung der Interessengemeinschaft wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet. Die Projektpartner dokumentieren damit, dass sie bei der Windkraftnutzung an einem Strang ziehen und die Wertschöpfung dieser Energieerzeugung in der Region behalten wollen.